Rezension des Buches "Bonsai Shohin Passion" von Heike van Gunst aus BONSAI ART - Die Fachzeitschrift. (Deutschland)
„Bonsai Shohin Passion“ von Roland Schatzer
Kleine Bonsai, speziell Shohin, erfreuen sich in den letzten Jahren in Deutschland und Europa immer größerer Beliebtheit. Dies hat viele Gründe, zum einen ihre besonders intensive Ausstrahlung in so kleinem Format, zum anderen der geringere Bedarf an Platz, Kraft, Zeit und Material, aber auch die reizvolle, ganz spezielle Präsentation von Shohin-Bonsai auf Ausstellungen.
Westliche Literatur zum Thema Shohin ist trotz des stark gestiegenen Interesses noch sehr rar. Lediglich der Däne Morten Albek brachte bereits 2008 in englischer Sprache sein Buch „Shohin Bonsai“ heraus.
Roland Schatzer aus Brixen, Südtirol, der sich seit vielen Jahren mit der Gestaltung von Shohin-Bonsai beschäftigt und nicht zuletzt durch den Einfluss zahlreicher namhafter Lehrmeister ein umfangreiches Wissen angesammelt hat, entschloss sich jetzt, die Lücke in der deutschsprachigen Literatur zu schließen und selbst ein Shohin-Buch auf Deutsch zu verfassen.
Auf 370 Seiten hat der Inhaber einer Werbeagentur ein umfangreiches Werk komplett selbst erstellt, mit allen wichtigen Informationen, Baumarten-Steckbriefen, Entwicklungsgeschichten und Präsentationsbeispielen, illustriert mit einer Vielzahl von Fotos. Es hebt sich vom gewohnten Stil der in professionellen Buchverlagen entstandenen Lehrbücher in vieler Hinsicht ab, zum Beispiel werden die Leser so vertraut angesprochen, als wären sie alte Freunde aus dem Arbeitskreis. Auffällig sind manche Fotos in Amateurqualität, wie wohl jeder Bonsaifreund sie aus seinen Anfangsjahren im Bildarchiv hat, als die eigenen fotografischen Fähigkeiten noch begrenzt waren und sich erst mit wachsender Qualität der Bonsai ebenfalls verbesserten. Strikte Buch- und Bonsai-Ästheten würden manches Mal die Augenbrauen heben, denn neben der teilweise mäßigen Fotoqualität sind auch schmutzige oder beschädigte Schalen, Unkraut und unansehnliche, aber zweckmäßige Draht- und Formungskonstruktionen zu sehen.
Davon sollte man sich nicht stören lassen, denn hier hat ein erfahrener Praktiker für Shohin-Freunde aller Könnensstufen aufgeschrieben und in zahlreichen schönen Fallbeispielen gezeigt, wie man aus jungen, einfachen Rohpflanzen schöne Shohin-Bonsai macht. Alles hat Hand und Fuß, was Schatzer tut und schreibt. Dieses Buch wird auch vielen Anfängern Aufschluss geben, denen noch recht schleierhaft ist, wie man aus einem geraden, sparrigen Steckling einen hübschen kleinen Baum mit kurvigem, dickem Stamm und tollem Nebari zaubern kann.
Diese Art Buch dürfte gerade bei vielen Bonsai-Hobbyisten gut ankommen, die zu Hause vor sich hin experimentieren und sich von reifen japanischen Weltklassebäumen, perfekten Studiofotos, noblem Werkzeug und penibel gepflegten Japan-Gärten eher entmutigt fühlen. In diesem Buch drängt sich dagegen der Gedanke auf: Hey, das sieht ja aus wie bei mir! Der Autor hat auch einfache schmutzige Trainingstöpfe, krumme selbst getöpferte Schalen, arbeitet manchmal unorthodox mit dem Draht, fängt auch mit nichtssagenden Jungpflänzchen an. Er beweist, dass man auch so am Ende großartige, ausstellungsreife Shohin-Bonsai hervorbringen kann.
Der Preis des Buchs ist relativ hoch angesetzt, sollte aber den eifrigen Shohin-Hobbyisten hoffentlich nicht abschrecken.
„Bonsai Shohin Passion“ von Roland Schatzer. 372 Seiten, ca. 1.200 Farbfotos, 24,5 cm x 17,3 cm, Hardcover. 49,00 EUR. Erscheinung vorraussichtlich Ende September 2015. „Bonsai Shohin Passion“ von Roland Schatzer. 372 Seiten, ca. 1.200 Farbfotos, 24,5 cm x 17,3 cm, Hardcover. 49,00 EUR. Erscheinung vorraussichtlich Ende September 2015.
Erschienen in BONSAI ART 133 |